Frontrunning

NSI zahlt Tasting-Lehrgeld

Der Ex-Monopolist Network Solutions (NSI), einer der fünf weltweit grössten Domain-Registrare, zahlt für die „Frontrunning“-Praktiken Lehrgeld: bis zu US$ 1 Mio. kostet NSI die gütliche Beilegung einer Sammelklage vor einem US-Gericht.

Zunächst kurz zur Erinnerung: beim „Frontrunning“ sicherte sich NSI jene Domains, nach denen Kunden gesucht, sie jedoch nicht sofort registriert haben. So gab ein Nutzer in die Suchmaske die Adresse network-solutions-registers-all-names-searched.com ein, ohne sie zu registrieren, um dann Minuten später festzustellen, dass die Domain auf NSI angemeldet worden war. Zwar konnte der Nutzer die Domain unverändert unmittelbar über NSI registrieren; wählte er jedoch einen anderen Registrar, weil ihm die Preise von NSI zu teuer waren, zeigte eine Suchanfrage an, dass die Webadresse vergeben sei. Erst nach Ablauf der so genannten „Grace Period“ war es möglich, den Registrar wieder frei zu wählen. NSI scheute dabei auch Kennzeichenrechtsverletzungen nicht; so sichert man sich auf entsprechende Suchanfragen auch Domain-Nanmen wie ibm-microsoft-dell.com, von deren Anmeldung jedem unberechtigtem Internetnutzer im Hinblick auf die Verletzung von Namens- und Markenrechte nur abgeraten werden kann.

Der US-Amerikaner Chris McElroy nahm dies zum Anlass, am 25. Februar 2008 unter anderem wegen unlauterer Geschäftsmethoden, Betrug und arglistiger Täuschung in Kalifornien Klage sowohl gegen NSI als auch ICANN einzureichen, die später betreffend alle im Zeitraum 14. Dezember 2007 bis 15. März 2008 zu überhöhten Gebühren registrierte Domain-Namen zur Sammelklage erweitert wurde. Obwohl NSI die Vorwürfe unverändert abstreitet und kein Fehlverhalten erkennen kann, wurden die Klagen in einem gerichtlich genehmigten Vergleich gütlich beigelegt. Der Vergleich sieht vor, dass NSI bis zu US$ 1 Mio. an Ausgleichszahlungen leisten muss, wobei der Vergleich zwischen zwei Klassen differenziert: zum einen all jene Inhaber, die ihre Domain unmittelbar nach der Suche registriert haben; sie erhalten, abhängig vom Kundenstatus, US$ 6,– in bar oder als Nachlass auf alle NSI-Produkte. In den Genuss eines Vorteils von US$ 9,91 kommen zum anderen all jene, die innerhalb der Grace Period die Domains zu erhöhten Preisen bei NSI registrieren mussten. NSI schätzt, dass im streitigen Zeitraum 113.094 Domains und etwa 50.000 Kunden betroffen sind. An Anwaltsgebühren kommen weitere US$ 171.995,– hinzu, die ebenfalls von NSI zu tragen sind. Kunden von NSI werden derzeit per eMail kontaktiert, sollten sie aus dem Vergleich einen Vorteil ziehen können.

Durch die neuen, von ICANN erlassenen Regelungen zum Domain-Tasting ist solchen Geschäftsmethoden weitgehend die Grundlage entzogen, da sie finanziell nicht mehr so attraktiv wie früher sind. Ob auch andere Registrare ähnlich wie NSI verfahren sind, ist aber offen.

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