Dauerfehde

ICANN/VeriSign noch ohne Einigung

Einen Schlussstrich wollten sie ziehen, ihre jahrelange Dauerfehde beenden – doch was die Internet-Regierung ICANN und Ex-Monopolist VeriSign gütlich vereinbaren wollten, entwickelt sich zur Zielscheibe weltweiter Kritik.

Ob Sitefinder, .com- und .net-Verträge oder zuletzt ausnahmsweise gemeinsam auf einer Seite im Kampf gegen die „Coalition for ICANN Transparency Inc.“, ICANN und VeriSign haben in den vergangenen Jahren sichergestellt, dass weder Rechtsanwälten noch Gerichten die Arbeit ausgeht. Doch im Oktober 2005 war man das Streiten endgültig satt; im Rahmen einer gütlichen Einigung sollten sämtliche Dispute beigelegt werden und Frieden einkehren. Freilich hat ein Vergleich seinen Preis; so muss VeriSign seine Sitefinder-Pläne zurückziehen und jede Änderung an den Registry-Leistungen künftig vorher mit ICANN abstimmen. Doch im Gegenzug soll der 2007 endende Vertrag für die .com-Verwaltung nicht nur bis mindestens zum Jahr 2012 (einschließlich einer nahezu automatischen Verlängerung für die Folgezeit ohne jede Ausschreibung) verlängert werden, darüber hinaus soll VeriSign berechtigt sein, die so genannte Service Fee je .com-Domain von derzeit US$ 6,00 jährlich um sieben Prozent anzuheben. Hochgerechnet würde die Gebühr 2012 bereits bei knapp unter US$ 10,00 liegen, und somit Domains erheblich verteuern. Schließlich diskutiert man einen Zuschlag von US$ 0,75 je Domain, der über VeriSign an ICANN fließen soll.

Angesichts von so viel seltener Einigkeit zwischen den Dauerrivalen dauerte es nicht lange, bis Kritik von allen Seiten einprasselte und zum Umdenken zwang. Deutlich fiel die Kritik von DENIC-Chefin Sabine Dolderer in der Zeitung „Die Welt“ aus: „Es wird gemauschelt statt ausgeschrieben“. Weiter befürchtet Dolderer, dass VeriSign Zertifikate beispielsweise für vertrauenswürdige Websites einführen könnte, die dann gegen Zahlung einer Lizenzgebühr gekauft werden müssten. Alarm schlagen auch die Datenschützer, da VeriSign berechtigt sein soll, im Zusammenhang mit .com-Domains Inhaberdaten zu verkaufen. Heftige Kritik kam insbesondere auch vom Registrar Schlund. In einer Pressemitteilung sprach man sich deutlich gegen das Vertragswerk aus, und befürchtet großen Schaden für die Internet-Community.

Angesichts des massiven öffentlichen Drucks ist die Einigung zwischen ICANN und VeriSign noch nicht unterzeichnet und noch in der Schwebe. Bis Januar 2006 können Verbesserungsvorschläge an ICANN gesandt werden, doch größere Änderungen gelten als unrealistisch. Einmal mehr wird das Internet zum Spielball der Interessen.

Kommentar schreiben

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, oder weitergegeben.
Bitte füllen Sie die gekennzeichneten Felder aus.*

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Der Domain-Newsletter von domain-recht.de ist der deutschsprachige Newsletter rund um das Thema "Internet-Domains". Unser Redeaktionsteam informiert Sie regelmäßig donnerstags über Neuigkeiten aus den Bereichen Domain-Registrierung, Domain-Handel, Domain-Recht, Domain-Events und Internetpolitik.

Mit Bestellung des Domain-Recht Newsletter willigen Sie darin ein, dass wir Ihre Daten (Name und E-Mail-Adresse) zum Zweck des Newsletterversandes in unseren Account bei der Episerver GmbH, Wallstraße 16, 10179 Berlin übertragen. Rechtsgrundlage dieser Übermittlung ist Artikel 6 Absatz 1 Buchstabe a) der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Sie können Ihre Einwilligung jederzeit widerrufen, indem Sie am Ende jedes Domain-Recht Newsletters auf den entsprechenden Link unter "Newsletter abbestellen? Bitte einfach hier klicken:" klicken.

Top