.cat

Neue TLD in die Kritik geraten

Noch nicht einmal im Internet erreichbar, aber schon für mächtig Diskussionsstoff sorgt die neue sponsored Top Level Domain .cat für Katalonien: nachdem ICANN letzte Woche grünes Licht für die erste Domain-Endung einer autonomen Gemeinschaft gab, mehren sich die Proteststimmen spanischer Politiker, die sich gegen eine Einführung aussprechen.

Wie die zweitgrößte spanische Tageszeitung, die Madrider „El Mundo“, berichtet, entstehe mit .cat der Eindruck, Katalonien wäre ein eigenes Land oder eine Nation. Tatsächlich ist Katalonien nach der politischen Gliederung Spaniens jedoch lediglich eine von 17 autonomen Regionen und Gemeinschaften (etwa vergleichbar den deutschen Bundesländern), wenn auch die wirtschaftsstärkste autonome Region in ganz Spanien mit etwa 6,5 Mio. Einwohnern und gut sechs Prozent der Landesfläche. Politisch brisant sind insbesondere die aktuellen Verhandlungen mit der Zentralregierung um die Kompetenz, Steuern erheben zu dürfen, um von den Zuflüssen aus dem spanischen Haushalt unabhängig zu werden und so die eigene Autonomie zu stärken. Die Einführung einer eigenen Top Level Domain, die bisher lediglich offiziell anerkannten Ländern und Nationen gestattet war, verschärft den Graben zwischen Zentrale und Provinz.

Doch über den Einzelfall hinaus hat ICANN damit einen Präzedenzfall geschaffen und die Tür aufgestossen, um auch anderen ethnischen Gruppen eine eigene Top Level Domain zu ermöglichen. Dabei kann die Bewerbung von puntCAT, der als Betreiber der Endung vorgesehenen und noch zu gründenen Organisation, nicht wirklich überzeugen. So räumt man dort selbst ein, dass der Gedanke an eine Sprachen-TLD zunächst merkwürdig erscheint – wenn katalanisch, warum dann nicht Suaheli? Da mag auch der Verweis auf katalanische Künstler wie Salvador Dali, Montserrat Caballé oder Josep Carreras – sämtlich in der Bewerbung zitiert – nicht wirklich weiterhelfen. Der Witz, dass nach .cat doch endlich auch .dog eingeführt werden soll, hat daher mehr wahren Kern, als ICANN zugestehen will. Wenigstens in technischer Hinsicht baut puntCAT vor: Die Registry-Aufgaben soll Core unterstützen; dank .aero und .museum hat man dort schon reichlich Erfahrung auch mit Minderheiten-TLDs.

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