China

Neue Prüfpflichten für Registries

Berichteten wir vergangene Woche noch, welche Zifferndomains man auf dem chinesischen Markt verkaufen kann, so stellt sich heute die Frage, ob in Zukunft Domains unter .com und anderen populären Endungen in China überhaupt registriert werden können.

Hintergrund dafür bilden die im Jahr 2004 in China eingeführten »Domain Name Management Measures«, die Regeln für Registrare und deren Geschäft aufstellen. Diesen Regeln scheinen nur wenige Registrare gefolgt zu sein, so dass das MIIT (Chinas Ministerium für Industrie und Informationstechnologie), um dem Wildwuchs zu begegnen, die »Special Action Policy« initiierte, die jetzt umgesetzt wird, um Chinas Domain Name Ressourcen zu schützen und für Internetinformationssicherheit zu sorgen. Raymond Hackney macht auf thedomains.com auf einen Artikel von Allegravita China aufmerksam, in dem das Problem von Registries und Registraren auf dem chinesischen Markt hingewiesen wird. Danach hat die Special Action Policy weitgehende Konsequenzen. Ab etwa Juli 2015 werden in China ausschließlich beim MIIT angemeldete und zugelassene Top Level Domains von chinesischen Registraren angeboten und an chinesische Kunden vertrieben werden können. Bisher sind nur 14 Endungen dafür zertifiziert. Es handelt sich überwiegend um internationalisierte nTLDs mit chinesischen Zeichen, neben der chinesischen Endung .cn und den nTLDs .top, .wang, .ren und .citic. Endungen wie .com und .net finden sich nicht auf dieser Liste, die Prüfung von .club befindet sich derzeit noch kurz vor dem Abschluss. Eine früher angedachte Schonfrist ist aus der Agenda verschwunden, so dass Top Level Domains, die nicht durchgeprüft sind, mit Umsetzung der Special Action Policy nicht mehr von chinesischen Registraren für chinesische Kunden angeboten werden können – bis eine vollständige Prüfung der Endung durchgeführt wurde.

Der vollständige Text der Regulierung ist noch nicht fertiggestellt, aber soll in Kürze freigegeben werden. Wie aber das MIIT am 12. Mai 2015 hat verlautbaren lassen, soll die Umsetzung in den kommenden fünf bis sechs Monaten erfolgen. Es wird eine Institution für »domain name service registration institution for examination and approval« eingesetzt, die chinesische Registrare auf Einhaltung der »Chinaʼs Domain Name Management Measures« prüft. Es wird also beispielsweise überprüft, ob chinesische Registrare Domain-Endungen vertreiben, die nicht auf der genehmigten Liste stehen, Domains zu unsachgemäßen Preisen anbieten, Sicherheitsstandards nicht einhalten oder sich nicht an die Realnamen-Regelung für Domain-Inhaber halten. Mit der neuen Special Action Policy werden in den kommenden fünf bis sechs Monaten auf einen großen Schlag die chinesischen Registrare auf Einhaltung der Vorgaben überprüft werden, um Konsumenten und den Domain-Markt zu schützen.

Registries, die Domains auch auf dem immer größeren chinesischen Markt verkaufen wollen, kommen also nicht umhin, sich bei MIIT prüfen zu lassen. Ab ca. Juli 2015 werden ungeprüfte Registries auf den chinesischen Markt keinen Zugriff mehr haben. Neuregistrierungen durch chinesische Registrare für chinesische Kunden sind dann nicht mehr möglich, soweit die Registry, unter der die Domain registriert werden soll, nicht unter der Special Action Policy zugelassen ist. Bestehende chinesische Domain-Registrierungen sind allerdings nicht davon betroffen. Jedoch gilt, was Simon Cousins, einer der Autoren des Reports auf allegravita.com, in einem Kommentar bei thedomains.com am 25. Mai 2015 mitteilt:

From a meeting with China’s gov yesterday, I was able to confirm that renewals will also have to comply to the list and all other regulations, including real name verification.”

Ob das alles so umgesetzt werden wird, lässt sich diesseits nicht sagen. So oder so besteht bei den Registries Handlungsbedarf.

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