Domain-Preise

Willkür der ccTLD-Verwalter?

Können die Verwalter von Länderdomains ihre Domain-Preise beliebig und jederzeit erhöhen? Aufgeschreckt von einem aktuellen Fall, ist Jackie Liu in einem Bericht für das Online-Magazin circleid.com der Antwort zu dieser Frage nachgegangen.

Alles wird teurer – egal, ob nun echte oder nur gefühlte Inflation, diesem Eindruck kann sich kaum jemand entziehen. Besonders heftig getroffen hat es jedoch die Inhaber von .sc-Domains, also Internetadressen mit der Landesendung der Seychellen: dort erhöhte die Domain-Verwaltung kurzfristig die Gebühren von US$ 25,– auf US$ 75,– jährlich bei Registrierung auf ein Jahr. Lediglich bei mehrjähriger Vertragslaufzeit ergeben sich Nachlässe, doch auch hier hat Nic.sc die Preise erhöht. Wer seine .sc-Domains beispielsweise über den Domain-Registrar Dotster angemeldet hat, bei dem wurden statt bisher US$ 35,– nun US$ 100,– vom Konto abgebucht. Wenig verwunderlich, dass zahlreiche Domain-Inhaber nicht bereit waren, diese Erhöhung mitzutragen, weshalb sie ihre Verträge auslaufen ließen, zumal nicht auszuschließen ist, dass sich die Preise weiter erhöhen. Nun mag man auf Domains unterhalb von .sc gut verzichten können; doch was ist, wenn zum Beispiel die als generisch vermarkteten, weltweit beliebten und bekannten Südsee-Domains .tv (Tuvalu, beworben als Television-Endung) oder .ws (West-Samoa, beworben als WebSite) ebenfalls kurzfristig teurer werden? Ist man der Willkür der Domain-Verwaltungen ausgesetzt?

Nach den Recherchen von Jackie Liu scheint es so zu sein. Tatsächlich entzieht sich die Bildung von Preisen von Länderendungen zumeist dem unmittelbaren Einfluss von ICANN, ebenso wie die weitere Kontrolle dieser TLDs. ICANN-Sprecher Kieren McCarthy erklärt dies mit historischen Gründen, trotz zahlreicher heftig geführter Diskussionen in der Vergangenheit. So hat ICANN nur mit einigen ccTLD-Verwaltungen Vereinbarungen getroffen; beim Großteil beschränken sich die Beziehungen auf gewechselte Korrespondenz, künftig miteinander zu kooperieren. Dementsprechend könne man bei Domain-Namen von einem Markt sprechen; wenn .sc der Ansicht ist, höhere Gebühren verlangen zu können und dabei Verluste in Kauf nimmt, sei dies ein Unterscheidungsmerkmal zu anderen Top Level Domains. Dementsprechend hat sich beispielsweise die DENIC eG für ein liberales Vergabemodell mit günstigen Domain-Preisen entschieden – und der Erfolg mit über 12 Millionen .de-Domains gibt der DENIC in jeder Hinsicht Recht.

Ein völlig anderes Bild ergibt sich dagegen bei generischen Endungen wie .com, .net oder .org. Hier hat ICANN mit den Registries wie VeriSign oder Public Interest Registry (PIR) langjährige Verträge geschlossen, in welchen etwaige Preiserhöhungen geregelt sind. So sieht der letzte zwischen ICANN und VeriSign geschlossene Vertrag vor, dass VeriSign in vier von sechs Jahren die Domain-Preise um je sieben Prozent erhöhen darf, wobei die Erhöhung sechs Monate vorher angekündigt werden muss. Diese Möglichkeit nutzen die Verwaltungen VeriSign und PIR und schöpfen den Gebührenerhöhungsrahmen bisher jeweils voll aus. Um Missverständnissen vorzubeugen: bei all diesen Zahlen handelt es sich um die Domain-Einkaufspreise für Registrare; welche Gebühren letztendlich der Kunde zahlt, ist davon unabhängig. Hier entscheidet allein der Markt.

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