Ausgedient

ICANN will TLDs in Rente schicken

Frühjahrsputz im Domain Name System: nachdem in den vergangenen Jahren zahlreiche Top Level Domains neu eingeführt wurden, geht ICANN nun erstmals den umgekehrten Weg und überlegt, ausgewählte Endungen in den Ruhestand zu schicken. Vom möglichen „Aus“ betroffen sind unter anderem .su (Sowjetunion) und .yu (Jugoslawien).

Entsprechend der Verpflichtung zur Wahrnehmung der Aufgaben der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) obliegt ICANN insbesondere die Delegation von Top Level Domains im DNS. Die Zuteilung der Länderendungen (ccTLDs) lehnt sich dabei eng an den „ISO 3166-1“-Standard und die „alpha-2“-Codes an. Dabei wählt IANA innerhalb der lokalen Community nach bestimmten Kriterien eine Stelle aus, der dann die technische Verwaltung des Länderkürzels übertragen wird. Während dieser Prozess standardisiert abläuft, gibt es dagegen keine formellen Regelungen für den Entzug der Verwaltung für den Fall, dass das Kürzel aus der ISO-Liste gestrichen wird. Dieses Verfahren soll nun in Zusammenarbeit mit den betroffenen Registries erarbeitet werden.

Von Änderungen bei ihrer Top Level Domain sind, häufig aufgrund politischer Wechsel, weit mehr Länder betroffen als allgemein vermutet: So hat sich Zaire (.zr) umbenannt in Demokratische Republik Kongo (.cd), für diese Endung jedoch bis heute keinen zuverlässigen Registrierungsdienst benannt. Durch den Zerfall der Sowjetunion (.su) rückten ferner die Nachfolgestaaten an deren Stelle, was neue Endungen wie .ru, .by oder .ua belegen. Im Fall der ehemaligen portugiesischen Kolonie Osttimor wurde aus .tp inzwischen .tl (für Timor-Leste). Aus der frühereren Tschechoslowakei (.cs) wurde die Tschechische Republik (.cz) sowie die Slowakei (.sk). Daneben gibt es in der ISO-Datenbank unter anderem mit .gb (Grossbritannien) ein reserviertes Kürzel, da sich die Briten für die Nutzung von .uk entschieden haben.

Schon jetzt ist abzusehen, dass sich die Änderungen nicht einfach gestalten. So sind beispielsweise noch etwa 150.000 .tp-Domains vergeben, obwohl die Endung offiziell abgelöst wurde. Bis 31.01.2007 sammelt ICANN daher im Vorfeld seiner Entscheidung erste öffentliche Meinungen ein; dabei ist jedermann aufgerufen, sich zu beteiligen. Wann eine Entscheidung fällt, ist derzeit allerdings nicht absehbar.

Mehr zum Thema beim ICANN-Forum.

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