nTLDs

Diskussion über den Einfluss der neuen Endungen auf die Preise im .com-Handel

Michael Berkens verweist in einem Artikel auf thedomains.com auf ein Statement von Frank Schilling, in dem dieser zwischen .com und nTLDs abwägt und die Wertentwicklung von .com-Domains einschätzt. Durch solche Überlegungen zeigen sich Domainer immer wieder entrüstet und beschwören .com. Uns scheint das jedoch kurzsichtig.

Frank Schilling, Domain-Investor und Inhaber von unter anderem Uniregistry, einer der großen nTLD-Registries, hat einen Artikel kommentiert, in dem Michael Berkens über die hohe Anzahl von 5.500 Bewerbungen bei .bank berichtet. Der Vergabe von .bank-Domains geht eine Prüfung voraus, ob der künftige Inhaber als Bank qualifiziert ist, weshalb man sich in einem ersten Schritt nur um eine .bank-Domain bewerben kann. Schilling kommentierte, dass seiner Meinung nach .com weiterhin die meisten Domain-Registrierungen auf sich ziehen werde, allerdings viele rentable alternative Top Level Domains über kurz oder lang die Marktbedeutung von .com marginalisieren würden. Schilling, der selbst Inhaber sehr vieler .com-Domains ist und mit diesen handelt, erklärt weiter, mit inzwischen tausend neuen Domain-Endungen auf dem Markt glaube er nicht mehr daran, dass .com die »eine« rentable Endung ist, sondern er spüre das Potenzial für einen Riss im Weiterverkaufwert von .com-Domains in den kommenden Jahren. Michael Berkens, ebenfalls Domain-Investor und an nTLD-Unternehmen beteiligt, selbst geht darauf ein und stellt seine Meinung dar. Danach würden Ultra-Premium-.com-Domains wie bike.com, hotel.com und cars.com weiter im Wert steigen, doch weniger gute Domains werden den Preisdruck spüren, jetzt wo Konsumenten eine größere Auswahl haben. Genauso werden Domains wie wine.club und payday.loans, ähnlich wie meet.me, besonders hohe Preise erzielen, die etwa ein Zehntel des Preises der entsprechenden .com-Domain betragen werden.

Diese Einschätzungen stoßen auf deutlichen Widerstand bei anderen Domainern. In den Kommentaren zu dem Artikel von Berkens kapriziert man sich gerne darauf, dass Schilling ein begnadeter Verkäufer ist und als jemand, der im nTLD-Geschäft mitmischt, diese Domains anderen schmackhaft machen möchte. Hätte er hingegen keine nTLD-Geschäfte, würde er das Gegenteil predigen. Mit diesen Argumenten gegen die Person tun sie die nTLDs ab und halten an .com-Domains fest. Aber es gibt auch durchaus reflektiertere Einwürfe: Warum sollte sich mit den neuen Endungen etwas ändern, wo es doch bereits seit Jahren Alternativen zu .com gibt, die sich keineswegs signifikant auf die .com-Preise ausgewirkt haben, wie etwa .biz, .info, .me oder .co. Vielmehr werden die neuen Endungen, wie schon die früher eingeführten oder neu gestarteten Endungen, lediglich ein Nischendasein führen, da sie lediglich auf eine Nische verweisen: .com ist das allgemeine Symbol für Geschäfte und wird als solches verstanden und im Internet gesucht. Weiter wirke das Paradoxon der Wahl: zuviel Auswahl führt dazu, dass man am Althergebrachten festhält – also an .com. Die neuen Endungen bieten Potential für kurze Werbekampagnen, aber .com ist die Wahl für das eigentliche Geschäft. Zudem sehe zum Beispiel skin.care gar nicht nach einer URL aus, skincare.net hingegen schon. Ferner erhebt sich auch eine Stimme, die als eigentlichen Feind von .com Apps und Spracheingabe sieht: niemand werde mehr tippen, und die Konsumenten würden sich die gewünschten Informationen über mobile Apps besorgen. Schließlich melden sich auch Realisten zu Wort: David teilt mit, er habe lange mit einer Bank verhandelt, die gerne seine Akronym-Domain von ihm kaufen wollte, die genau ihrem Akronym entsprach. Doch der Preis der .com-Domain im unteren fünfstelligen Dollarbereich war ihr zu hoch, so dass sie sich für eine entsprechende .bank-Domain entschied, deren Registrierung mit lediglich US$ 1.000,– zu Buche schlägt.

Die immer gleichen Argumente werden seit Jahren zwischen Domainern ausgetauscht. Richtig ist: .com-Domains sind die am teuersten gehandelten Domains. Und die Ultra-Premium-.com-Domains werden höchstwahrscheinlich über Jahre noch wertvoller werden. Aber ganz sicher werden auch die neuen Endungen Fuß fassen und ihren Markt finden, am liebsten beim Endkunden, der sein Geschäft zielgerichtet, ob geographisch oder branchenspezifisch, aufbaut. Wenn dieses Feld für Domainer weniger interessant ist, macht es das für den Normalnutzer interessanter. Er wird nicht so oft mit Parking-Seiten konfrontiert. Das macht nTLDs nochmals attraktiver.

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