geoTLDs

Registrierungszahlen stürzen ab, .boston verliert über 80 Prozent ihrer Domains

Die Einführung geographischer Top Level Domains erfüllte nicht die Hoffnungen der Domain-Verwaltungen und Domain-Registrare. Die Registrierungszahlen unter allen neuen Endungen schwanken stark, doch im Februar 2019 verloren die neuen geographischen Endungen erheblich an Registrierungen. Die Endung .boston kollabierte ganz.

Der Hintergrund für einen Absturz der geoTLDs erschliesst sich nicht auf Anhieb, schon gar nicht der kolossale Absturz von .boston: Stellten wir Anfang Februar 2019 noch 22.343 Domains unter .boston fest, so sanken die Registrierungen hin zum März 2019 um gut 80 Prozent auf 3.931. Domain-King Rick Schwartz, der den neuen Endungen schon immer sehr kritisch gegenüberstand, nimmt den .boston-Absturz als Anhaltspunkt für den kommenden Kollaps der aus seiner Sicht überflüssigen neuen Endungen. Sein Blick ist dabei der eines Domain-Investors und nicht eines Nutzers von Domains unter neuer Endung. Dass Schwartz mit seiner Einschätzung richtig liegt, darf man bezweifeln. Die Verluste unter den geoTLDs korrespondieren teilweise mit den Registrierungen, die vor einem Jahr von der Digital Town Inc. bestätigt wurden. Das Unternehmen, mittlerweile unter der Leitung von George Nagy, vorher unter der von Rob Monster, arbeitete mit regionalspezifischen Registrierungsbetreibern, tatsächlich mit Mind+Machines (MMX), zusammen, um örtliche Anbieter zu vermarkten. Das Unternehmen stellte das Geschäft in den vergangenen zwölf Monaten mehrfach um, um im November 2018 zum Schluss zu kommen, zu breit aufgestellt zu sein. Wahrscheinlich kündigte Digital Town im Zuge dessen ihre zahlreichen geoTLD-Domains, was sich erst jetzt auswirkte, insbesondere auf die MMX-Endungen .boston, .london, .miami und .bayern. Nach einer Aufstellung vom Februar 2018 hatte Digital Town unter anderem 16.978 .boston-, 5.494 .miami- und 27.465 .london-Domains registriert; mit über 135.000 registrierten Domain-Namen unter nTLDs war Digital Town damit sechstgrößter Registrant überhaupt. Boston wies damals im Ganzen 21.273 registrierte Domains auf, .miami 14.950 und .london 82.892.

Die Endung .boston steht mit Verlusten im Februar 2019 nicht alleine da. Wie schon angedeutet zählen auch .london und .miami dazu, die, wie auch .bayern (2.000) und .nrw (1.000), zahlreiche Domains im Portfolio von Digital Town aufwiesen. Jedoch sanken die Registrierungszahlen auch bei anderen geoTLDs, die nicht zum Registry-Portfolio von MMX zählen, und so vermutlich keinen Eingang in das Domain-Portfolio von Digital Town gefunden hatten: bei .tokyo sanken die Registrierungen von 145.120 auf 110.162 um 24 Prozent. Weitere Betroffene waren .kiwi, .vegas und .melbourne (siehe Tabelle). Deutsche geoTLDs kamen besser davon, insbesondere .berlin und .koeln verzeichneten kaum Verluste. Es zeigt sich, dass der Schwerpunkt des Einbruchs auf US-amerikanischen Städte-Domains lag, aber auch die neuseeländische .kiwi und die australische .melbourne waren betroffen. Für die wirklich schweren Verluste von Februar 2019 auf März 2019 scheint aber Digital Town Inc. verantwortlich:

geoTLD02/201903/2019VerlustProzent
.tokyo145.120110.16234.95824
.nyc72.69866.1616.5379
.london72.22250.75021.47230
.berlin55.66553.9451.7203
.bayern33.98630.2953.69111
.amsterdam31.44627.7583.68812
.boston22.3433.93118.41282,5
.vegas21.59917.1804.41920,5
.kiwi20.28514.8015.48427
.miami15.9419.0216.92043,5
.melbourne10.3317.8602.47124

Letztlich zeigt sich, dass das Wohl und Wehe einer Domain-Endung abhängig von der Anzahl derer sein kann, die Domains registrieren. Überdurchschnittliche Domain-Registrierungen durch eine juristische oder natürliche Person führen unter Umständen zu unangenehm starken Schwankungen der Registrierungszahlen, wenn diese die Domains abstößt. In der Folge kann das bei Dritten zu Vertrauensverlusten führen und weitere Domain-Kündigungen nach sich ziehen. Ob sich .boston von dem Schock wird erholen können, wird sich zeigen.

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