Newsletter-Ausgabe #341: Dezember 2006

Themen: TLDs – Neues von .za, .be und travel | Statistik – bei .de trügt der Schein | Vertragsverlängerung – .com-Domains bald teurer? | Fusion – NameMedia übernimmt Afternic | LG Hamburg – erneut Streit um champagner.de | Marchex – US$ 24 Mio. dank Rechtsverletzung? | courts.com – Gerichtsstand für US$ 155.000,- | Frankfurt – Tagesseminar zum Internetauftritt

TLDs – Neues von .za, .be und travel

Prall gefüllt mit Neuigkeiten aus der Welt der Top Level Domains ist diesmal unser Nachrichtensack. Deshalb genug der Vorrede, gleich hinein ins Vergnügen.

Zu Beginn ein kurzer Blick nach Südafrika: nach längeren Diskussionen hat der Telekommunikationsminister eine außergerichtliche Streitschlichtungsordnung für .za-Domains eingeführt. Bis zum 31.01.2007 werden nun Stellen gesucht, bei denen das Verfahren durchgeführt werden kann; Bewerbungen werden von der Vergabestelle .za DNA noch bis 15.12.2006 entgegengenommen. In Kanada feiert die CIRA Domain Name Dispute Resolution Policy (CDRP) dagegen bereits ihren fünften Geburtstag. Mit bisher 63 Urteilen scheint das Verfahren aber die Akzeptanz der .ca-Community noch vermissen zu lassen. Eine Überarbeitung hat im Juni 2006 begonnen, Ergebnisse stehen noch aus.

Mit einer einschneidenden Änderung will die belgische Domain-Vergabestelle DNS BE Domain-Grabbern den Spass verderben. Während in ordentlichen Gerichtsverfahren regelmäßig der Unterlegene die Kosten trägt, gilt in Schiedsverfahren der Grundsatz, dass der Antragsteller die Kosten trägt, auch wenn er gewinnt. Für Grabber sank so das wirtschaftliche Risiko gegen Null. Um Grabbing unattraktiver zu machen, muss der Antragsteller (oft der Inhaber von Markenrechten) in .be-Verfahren zwar zunächst EUR 1.600,00 beim Schiedsgericht einzahlen, erhält jedoch die Hälfte zurückbezahlt, wenn er das Verfahren gewinnt. Die andere Hälfte will DNS BE beim alten Domain-Inhaber eintreiben. Verliert der Antragsteller das Verfahren, werden auch die EUR 1.600,00 nicht erstattet. Die Neuregelung soll Anfang 2007 in Kraft treten.

Die Tralliance Corporation, Verwalter der neuen Reise-Domain .travel, muss im Bemühen um eine Fortentwicklung einen herben Dämpfer hinnehmen. Die Internet-Verwaltung ICANN untersagte Tralliance die Schaltung so genannter „DNS wildcards“: wer sich beim Eintippen von .travel-Domains vertippt, soll keine Fehlermeldung erhalten, sondern auf eine Reisesuchmaschine weitergeleitet werden, verbunden mit dem Angebot, die Domain für sich zu registrieren. Doch wie im Fall des Sitefinders von VeriSign lehnte ICANN einen entsprechenden Antrag unter Hinweis auf Problemen mit Spamfiltern sowie der Befürchtung um die Sicherheit und Stabilität des Internets ab. Da hilft es Tralliance auch wenig, dass .travel in den vergangenen Monaten um jeweils 30% an Registrierungen zugenommen haben soll.

Der Einführungsprozess der Europa-Domain .eu (dotEU) wird zum Politikum. Der Petitionsausschuss des EU-Parlamentes hat angekündigt, sich der rund 90seitigen Petition der Protestplattform eudomaindesaster.org anzunehmen und den Vorgang zu untersuchen. Die Initiative listet in der Petition einige Fallbeispiele auf, um die aus ihrer Sicht absurde Vergabepraxis rund um die .eu-Domains zu verdeutlichen. Politische Unterstützung erfährt die Initiative durch die britische liberale Abgeordnete Diana Wallis. Ob und welche Konsequenzen sich ergeben, ist unklar; es gilt jedoch allgemein als unwahrscheinlich, dass nachträglich auf die Löschung von bereits vergebenen Domains entschieden wird.

Quelle: zadna.org.za, mondaq.com, domaine.blogspot.com, betanews.com, pressetext.de

Statistik – bei .de trügt der Schein

Letzten Monat Traumwerte, diesmal der tiefe Fall – oder doch nicht? Das deutsche Landeskürzel scheint durch Höhen und Tiefen zu gehen, doch wie so oft lohnt sich der zweite Blick. Was sich sonst noch bei den Registries getan hat, hier unser monatlicher Überblick.

Ein Zugewinn von 188.428 Domains im Oktober – für den vergangenen Monat November lag die Messlatte für .de denkbar hoch. Und mit einem Nettoverlust von knapp 20.000 Domains scheint die Hürde klar gerissen worden zu sein. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Richtig ist, dass es bei .de im Zeitraum November 280.000 Neuregistrierungen gab. Dem standen allerdings 300.000 Löschungen gegenüber, da wie gemeldet FreeCity sein Angebot an Gratis-Domains eingestellt hat und nicht jeder Domain-Inhaber seinen Registrierungsvertrag auf kostenpflichtig umstellen wollte. Am positiven Grundtrend hat sich nichts geändert, übrigens auch beim kleinen Nachbarn Österreich nicht, der sich über einen Zuwachs von über 17.000 Domain-Namen freut. Damit klettert .at erstmals über die Grenze von 700.000 Webadressen. Auch das US-Kürzel präsentiert sich stabil; wie bereits in den vergangenen Monaten kann .us auch diesmal erfreulich zulegen.

Bei den generischen Endungen bietet sich das gewohnte Bild. An der Spitze marschiert .com mit über 860.000 Domains Zugewinn, womit die Grenze von insgesamt 60 Millionen zum Greifen naherückt. Zählt man alle weltweit registrierten Domains, also neben .com auch alle anderen Endungen, zusammen, kommt man laut VeriSign per Ende September 2006 sogar auf 112 Millionen, wobei allein im 3. Quartal 9,6 Millionen hinzugekommen sind. Im Vergleich zum 2. Quartal bedeutet dies jedoch einen Rückgang um 14 Prozent, der im wesentlichen vom langsameren Wachstum der ccTLDs herrührt.

Abschließend noch ein Blick in die Schweiz: im 3. Quartal 2006 gewann die Landesendung .ch netto knapp 43.000 neue Domains hinzu und konnte so die Registrierungszahl auf über 857.000 steigern. Da die Vergabestelle SWITCH ihre Zahlen nur vierteljährlich veröffentlicht, sind exakte Zahlen leider nicht verfügbar. Nur wenige dürften wissen, dass .ch zu den ältesten genutzten Domain-Endungen des Domain Name Systems zählt: Tim Berners-Lee, Erfinder des World Wide Web, forschte am CERN in Genf, und ging dort im Jahr 1990 unter der Domain info.cern.ch mit der ersten Website online. Die Domain ist noch heute in Benutzung, Screenshots der ersten Website sind allerdings bedauerlicherweise nicht erhalten.

Die aktuellen Domain-Zahlen:
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.de – 10.285.136 – (Vergleich zum Vormonat: – 19.536)
.at – 706.443 – (Vergleich zum Vormonat: + 17.589)
.com – 58.753.129 – (Vergleich zum Vormonat: + 864.556)
.net – 8.546.882 – (Vergleich zum Vormonat: + 171.986)
.org – 5.426.560 – (Vergleich zum Vormonat: + 161.312)
.info – 3.775.200 – (Vergleich zum Vormonat: + 129.125)
.eu – 2.376.815 – (Vergleich zum Vormonat: + 73.881)
.biz – 1.551.047 – (Vergleich zum Vormonat: + 31.956)
.us – 1.166.970 – (Vergleich zum Vormonat: + 18.788)

insgesamt: 92.588.182 (Stand 2. Dezember 2006)

Aktuelle Domain-Zahlen finden Sie unter:
> http://www.domain-recht.de/

Weitere Registrar-Statistiken finden Sie unter:
> http://www.registrarstats.com

Quelle: DENIC, SWITCH, verisign.com, eigene Recherche

Vertragsverlängerung – .com-Domains bald teurer?

Das US-Handelsministerium, Aufsichtsbehörde der Internet-Verwaltung ICANN, hat den umstrittenen Registry-Vertrag zwischen ICANN und VeriSign Inc. für die Top Level Domain (TLD) .com genehmigt. Die neue Vereinbarung erlaubt VeriSign die Verwaltung vorerst bis 2012. Schon machen erste Gerüchte von Preiserhöhungen für .com-Domains die Runde.

Am 29. November 2006 hat die „National Telecommunications and Information Administration“ (NTIA) nach einer langen und kontroversen Debatte um das zwischen ICANN und VeriSign ausgehandelte Vertragswerk mit der Zustimmung den vorläufigen Schlusspunkt um die Machtverteilung im Internet gesetzt. Vorausgegangen war eine neunmonatige Prüfung, wobei unter anderem wettbewerbs- und kartellrechtliche Fragen geprüft und eine Befragung von Registraren, Internet Service Providern und Verbrauchern durchgeführt wurde. Eines der zentralen Ergebnisse ist, dass sich die US-Regierung ausdrücklich das Recht vorbehalten hat, jede weitere Änderung am Registry-Agreement von seiner Zustimmung abhängig zu machen.

Als wesentliche Änderung hat sich das Ministerium darüber hinaus im Rahmen der Verhandlungen das letzte Wort bei einer Preiserhöhung vorbehalten. So wurden in den vergangenen Monaten Stimmen laut, wonach VeriSign die Vertragsverlängerung zum Anlass nehmen könnte, .com-Domains zu verteuern. In vier der kommenden sechs Jahre ist es VeriSign erlaubt, die Domain-Preise um je 7% zu erhöhen, wobei die Erhöhung sechs Monate vorher angekündigt werden muss. VeriSign-Sprecher Tom Galvin teilte mit, dass es derzeit keine solchen Pläne gibt, betonte jedoch zugleich die Bedeutung von Preisflexibilität, um weitere Investitionen in die Infrastruktur für .com zu ermöglichen; allein im letzten Jahr will VeriSign US$ 10. Mio. hierfür ausgegeben haben. So will man bis 2008 weitere .com-Resolver an 200 verschiedenen Orten installieren. Neben einer Preiskontrolle hat sich das US-Wirtschaftsministerium auch in der Frage einer Vertragsverlängerung über 2012 hinaus die maßgebliche Entscheidung vorbehalten.

Die ersten Reaktionen auf die Vertragsverlängerung fielen gemischt aus. Steve DelBianco von der Netchoice Coalition, einer Vereinigung von Online-Händlern, sah die Authorität von ICANN gestärkt. Heftige Kritik kam dagegen von Network Solutions, wo man die Entscheidung als Schlag ins Gesicht der weitgestreuten Opposition sah. Vizepräsident Jon Nevett äusserte sich in einer vorbereiteten Erklärung gegenüber der Presse, wonach der Vertrag das faktische Monopol von VeriSign stärken und auf ein ausreichendes System von „check und balances“ durch Wettbewerb und übergeordnete Kontrolle verzichten würde. Für die Internetnutzer bleibt dagegen vorerst alles beim alten; ungeachtet aller Machtkämpfe dürfen sie somit immerhin auf technische Stabilität auch in den kommenden sechs Jahren hoffen.

Ein Fact-Sheet finden Sie unter:
> http://short4u.de/45747819adeca

Quelle: icann.org, cbronline.com, eweek.com

Fusion – NameMedia übernimmt Afternic

Kurz vor Jahresende vermeldet der Secondary Domain Market eine spektakuläre Firmenfusion: der im US-Bundesstaat Massachusetts ansässige Domain-Registrar NameMedia übernimmt zu einem nicht genannten Preis die Domain-Handelsplattform Afternic. Geplant ist, Afternic mit der Plattform BuyDomains zu einer grossen Domain-Börse zu vereinen.

Afternic, neben Sedo die weltweit bedeutendste Handelsplattform für Domain-Namen, wurde ca. 1999 gegründet und fand während der Dotcom-Blase im Jahr 2000 in Register.com für rund US$ 45 Mio. einen Käufer. Im Jahr 2002 verkaufte Register.com den Service weiter an Namebuysell, ein von Roger Collins geleitetes Unternehmen. Derzeit hält Afternic ein Angebot von über 1,8 Millionen Webadressen bereit, bietet aber auch ergänzende Dienste wie Wertgutachten oder ein Escrow-Angebot für eine sichere Transaktion im Domain-Handel.

„Mit der Übernahme von Afternic stärken wir unsere führende Position bei der Schaffung eines effizienten Marktplatzes für klein- und mittelständische Unternehmen zum Erwerb von Domain-Namen, um so die eigene digitale Identität zu festigen“ gab Pete Lamson, Vizepräsident von NameMedia in einer knapp gehaltenen Erklärung zu Protokoll. Roger Collins bleibt trotz der Übernahme weiter an der Spitze von Afternic. Auch er zeigte sich in einer ersten Pressemitteilung hoch erfreut über die neue Geschäftsbeziehung. Geplant ist, dass sowohl Afternic als auch BuyDomains, die bisherige Handelsplattform von Namemedia, als eigenständige Marken weitergeführt werden; im Hintergrund sollen jedoch beide Angebote von Synergieeffekten profitieren. Details des Deals wie der Übernahmepreis wurden nicht bekannt gegeben. Klar ist, dass Afternic seinen Sitz in Florida behalten wird.

Mit dieser Übernahme rückt Afternic noch näher an Sedo heran, und bietet nun ein ähnlich breites Angebot wie die grösste Domain-Börse der Welt. In welchem Zusammenhang diese Fusion mit der Entscheidung von Afternic steht, Domains aus dem Bereich der Erwachsenenunterhaltung und des Glücksspiels aus seinem Angebot zu verbannen, ist nicht bekannt.

> http://www.afternic.com

Quelle: thewhir.com, eigene Recherche

LG Hamburg – erneut Streit um champagner.de

Das LG Hamburg bekam einen Rechtsstreit (Urteil vom 21.11.2006, Az.: 312 O 426/06) aufs Tablett, der so beziehungsweise so ähnlich schon einmal abgelaufen war: eine Organisation der französischen Champagnerwirtschaft machte der – neuen – Inhaberin der Domain champagner.de diese streitig. Wie schon im früheren Streit um champagner.de verlor die Klägerin auch diesmal.

Die Organisation der französischen Champagnerwirtschaft verklagte die Inhaberin von champagner.de, eine Werbeagentur mit Sitz in Wien (Österreich), die die Domain im Mai 2005 erworben hat, und den Geschäftsführer der Agentur. Unter der Domain will die Beklagte Anfang 2007 einen Preisvergleichsdienst für Champagner einrichten. Bis zur Fertigstellung der Seite hatte die Beklagte die Domain zeitweise geparkt und eine Werbeseite eingerichtet. Diese informierte allerdings nicht ausschließlich über Champagner, sondern unter anderem auch über Weine aus anderen Regionen und Ländern und champagnerfarbene Kleidung.

Die Klägerin ist der Ansicht, die Verwendung des Domain-Namens champagner.de in der vorliegend angegriffenen Form sei geeignet, den besonderen Ruf der geografischen Herkunftsangabe Champagner ohne rechtfertigenden Grund in unlauterer Weise auszunutzen und zu beeinträchtigen (§ 127 Abs. 3 MarkenG). Sie forderte die Unterlassung der Bezugnahme auf andere Produkte als Champagner unter champagner.de sowie unter anderem die Freigabe der Domain.

Das Landgericht Hamburg wies die Klage zurück. Die Klägerin habe gegen die Beklagten keinen Unterlassungsanspruch, da die Beklagten die geografische Herkunftsangabe Champagner nicht in einer verletzenden Art und Weise benutzen. Bei Champagner handele es sich zwar um eine Herkunftsbezeichnung, die einen besonderen Ruf genießt, und deren Ruf lasse sich auch auf zahlreiche Produkte übertragen, die auf der Suchseite angezeigt wurden. Doch liege eine Rufausbeutung oder -übertragung im Sinne von § 127 Abs. 3 MarkenG nicht vor, weil nicht erkennbar sei, dass die Exklusivität von Champagner auf die anderen angezeigten Produkte wie zum Beispiel italienische Weine übertragen werde. Es werde kein unmittelbarer Bezug zwischen Champagner und den anderen Produkten hergestellt: dass die auf der Website angezeigten anderen Produkte eine Art Champagner unter den Weinen sein sollen, sei dem Internetauftritt nicht zu entnehmen. Der Begriff Champagner werde als Bezeichnung der Internetseite verwendet, wodurch ein rufübergreifender Bezug zu den auf dieser Seite beworbenen Produkten nicht hergestellt wird. Es werde, auch von den auf der Seite werbenden Unternehmen, die auch Champagnerprodukte anbieten, der Begriff Champagner lediglich beschreibend genutzt.

Auch den Anspruch auf Freigabe wies das Landgericht Hamburg zurück. Dabei verweist das Gericht auf die frühere Entscheidung des OLG München (Urteil vom 20.09.2001, Az.: 29 U 5906/00), das die Auffassung vertritt, dass, innerhalb der rechtlichen Grenzen, jeder berechtigt ist, geografische Herkunftsangaben zu nutzen. Jeder dürfe im Rahmen der rechtlichen Grenzen den Vertrieb von und die Werbung für Champagner zum Gegenstand seiner beruflichen Tätigkeit machen und dabei auch den Begriff Champagner nutzen. Ein ausschließliches Recht des Champagner-Verbandes liege nicht vor.

Die Entscheidung des LG Hamburg ist noch nicht rechtskräftig und noch nicht veröffentlicht.

Die Entscheidung des OLG München findet man unter:
> http://www.netlaw.de/urteile/olgm_13.htm

Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> http://www.domain-anwalt.de

Quelle: Harald Hochmann, eigene Recherche

Marchex – US$ 24 Mio. dank Rechtsverletzung?

Marchex, börsennotiertes Unternehmen mit Sitz in Seattle und mit einem Domain-Portfolio mit rund 220.000 Domains einer der weltgrößten Domain-Vermarkter, testet ein eigenes Domain-Parkingmodell. David Kesmodel, Journalist und Blogger, entdeckte nun einige markenrechtsverletzenden Domains darunter, mit denen Marchex Geld verdient. Der Wert dieser Rechtsverletzungen soll sich im Bereich um US$ 24 Mio. bewegen.

Ende 2004 kaufte Marchex das auf den Virgin Islands eingetragene Unternehmen „Name Development“ für US$ 164,2 Mio. und damit dessen Domain-Portfolio mit mehr als 100.000 Domains auf, was zum bisher größten bekannten Domain-Deal avanciert. Mit diesen hinzugekauften Domains will man Geld machen, indem man die Domains parkt und anhand der Zugriffe von Nutzern wenige Cents einnimmt, die sich in der Masse der Domains zum rentablen Geschäft summieren. Und da es dafür eines ausgeklügelten Systems bedarf, entwickelte Marchex ein eigenes System, das, derzeit noch im Betastatus, unter Marchey SiteBox auch Dritten zum Parken von Domains geöffnet wurde.

Der Journalist und Blogger David Kesmodel, der unter anderem für The Wall Street Journal online arbeitete und sich eine Auszeit genommen hat, um ein Buch zu schreiben, entdeckte bei einer Recherche einige Vertipper-Domains im Portfolio von Marchex sowie dutzende weitere im Parkingsystem von Marchex, die die Markenrechte von Unternehmen wie American Airlines, Alaska Airlines und Adobe Systems verletzen. Teilweise ist Marchex selbst Inhaber dieser Domains; an denen, die Dritten gehören und die in Machex SiteBox geparkt sind, verdient Marchex dank Pay-per-klick Werbung (wie sie Yahoo und Google) anbieten, mit. Auf Anfrage von Kesmodel erklärte Ethan Caldwell, der Rechtsvertreter von Marchex, man habe das eigene Portfolio noch nicht ganz überprüfen können, und der Parkingservice befinde sich in einem frühen Betastatus, bei dem die von Dritten eingestellten Domains noch nicht überprüft würden; auch andere Anbieter beschäftigen kein Rudel von Markenrechtsanwälten, die die Domains auf Rechtsverletzungen überprüfen.

Das Bonmont ist freilich, dass der Kauf des Portfolios von Name Development noch nicht abgeschlossen ist: Domains im Wert von US$ 24 Mio. sollen sich noch in Händen des Vermittlers, dem so genannten Escrow, befinden. Diese Domain-Namen scheinen potentiell markenrechtsverletzend zu sein und werden noch geprüft. Sollten tatsächlich Rechtsverletzungen von den Domains ausgehen und möglicherweise Schadensersatz gezahlt werden müssen, so Marchex, würde der Preis für das Portfolio von Name Development entsprechend angepasst werden.

Wie es bei anderen Anbietern von Domain-Parking aussieht, kann man sich leicht ausrechnen. Zigtausende oder gar Millionen von Domains lassen sich manuell kaum bis gar nicht kontrollieren. Das ist weder vom Parkinganbieter noch vom Werbeanbieter überprüfbar. Letztlich haften der Parkinganbieter und der Domain-Inhaber. Die Domain-Industrie wird sich mit diesem Problem zukünftig verstärkt auseinandersetzen müssen, will sie dereinst als seriös anerkannt werden. Das zeigt besonders der Umstand, dass, trotz der Hinweise von Kesmodel auf einzelne Domains, diese einige Wochen danach noch immer online sind und deren Inhabern Kleingeld bringen.

Spezialisierte Anwälte findet man unter:
> http://www.domain-anwalt.de

Quelle: kesmodel.wordpress.com

courts.com – Gerichtsstand für US$ 155.000,-

Die Daten aus der vergangenen Domain-Handelswoche weisen bei dnjournal.com zahlreiche Geschäfte der T.R.A.F.F.I.C von Ende Oktober auf, die erst jetzt bestätigt wurden. Die Domains findet man weitestgehend in der Liste der .com-Domains am Ende. Die Domain mit dem höchsten Preis stammt jedoch aus einem aktuellen Geschäft: courts.com erzielte schöne US$ 155.000,- (ca. EUR 117.425,-). Darüber hinaus gab es sehr gemischte Geschäfte.

Vergangene Woche führte die schwedische Endung .se mit hus.se zum Preis von EUR 45.000,- die Länderkennungen an. Mit deutlichem Abstand folgte einmal mehr eine Domain aus dem Vereinigten Königreich: gates.co.uk erzielte ausbaufähige GBP 8.500,- (ca. EUR 12.635,-). Die weiteren britischen Zahlen waren nicht so überwältigend, doch waren GBP 1.750,- (ca. EUR 2.600,-) für webloyalty.co.uk und GBP 1.000,- (ca. EUR 1.485,-) für husbandry.co.uk auch nicht ohne. An dritter Stelle unter den Länderkennungen positionierte sich die mexikanische gusanito.com.mx für EUR 5.555,-. Eine argentinische Domain mit globalem Flair konnte verzeichnet werden: voiptel.com.ar erzielte EUR 1.300,-. Auch der belgischen Endung ist eine gewisse Exotik eigen, und der Domain bango.be, die für EUR 2.850,- den Inhaber wechselte, lässt sich diese ebenfalls nicht absprechen. Weitere nennenswerte Domains tragen die Endungen .eu, .de und .us:

holidaycheck.eu – EUR 5.000,-
treppen.eu – EUR 3.500,-
ostern.eu – EUR 3.200,-
webranking.eu – EUR 1.500,-
allibert.eu – EUR 1.650,-

gehaltsvergleich.de – EUR 5.000,-
myevent.de – EUR 4.640,-
wohnungen24.de – EUR 2.500,-
pin-mail.de – EUR 2.500,-

today.us – US$ 3.600,- (ca. EUR 2.725,-)
cosmeticdentist.us – US$ 2.500,- (ca. EUR 1.895,-)
deal.us – US$ 2.000,- (ca. EUR 1.515,-)
marx.us – US$ 1.250,- (ca. EUR 945,-)

Für die neueste generische Endung .mobi ist diesmal lediglich ein Geschäft belegt: autolo/an.mobi erzielte US$ 8.200,- (ca. EUR 6.210,-). Bei .info sah es mit blogs.info für US$ 6.000,- (ca. EUR 4.545,-) nicht besser aus. Hingegen zeigte sich .net wieder mit drei Domains in guter Form: cabin.net brachte es auf US$ 13.000,- (ca. EUR 9.850,-), po.net war für runde US$ 10.000,- (ca. EUR 7.575,-) zu haben und idea.net war – wie mans nimmt – für den Preis von US$ 10.000,- (ca. EUR 7.575,-) etwas teurer als die .org-Variante, die im Juni diesen Jahres immerhin US$ 9.600,- erzielte, was seinerzeit allerdings circa EUR 7.630,- entsprach.

Immer wieder gern gesehen sind .com-Geschäfte, die wie im Fall castle.com runde Beträge erwirtschaften, in diesem Fall US$ 60.000,- (ca. EUR 45.455,-), gefolgt von zwei Domain-Namen zum Preis von je US$ 30.000,- (ca. EUR 22.725,-), nämlich pax.com und cage.com. Dagegen nimmt sich der burglaralarms.com für auch nicht gerade günstige US$ 29.948,- (ca. EUR 22.690,-) verwirrender aus. Weitere nennenswerte Preise waren:

accelerate.com – US$ 28.000,- (ca. EUR 21.210,-)
familyphotos.com – US$ 25.000,- (ca. EUR 18.940,-)
jumboloan.com – US$ 23.530,- (ca. EUR 17.825,-)
acre.com – US$ 22.500,- (ca. EUR 17.045,-)
sitcoms.com – US$ 22.000,- (ca. EUR 16.665,-)
dde.com – US$ 21.200,- (ca. EUR 16.060,-)
uniformrentals.com – US$ 18.000,- (ca. EUR 13.635,-)
vintageautos.com – US$ 16.500,- (ca. EUR 12.500,-)
girlcams.com – US$ 16.000,- (ca. EUR 12.120,-)
debug.com – US$ 15.000,- (ca. EUR 11.365,-)
brooches.com – US$ 15.000,- (ca. EUR 11.365,-)
decay.com – US$ 12.000,- (ca. EUR 9.090,-)
colossal.com – US$ 12.000,- (ca. EUR 9.090,-)
accountspayable.com – US$ 12.000,- (ca. EUR 9.090,-)
tuscan.com – US$ 11.800,- (ca. EUR 8.940,-)
sumowrestling.com – US$ 11.800,- (ca. EUR 8.940,-)
autocollector.com – US$ 11.530,- (ca. EUR 8.735,-)
wifiaccess.com – US$ 11.500,- (ca. EUR 8.710,-)
emergencyclinics.com – US$ 11.000,- (ca. EUR 8.335,-)
retirementlo/ans.com – US$ 10.500,- (ca. EUR 7.955,-)
automotiveim/ports.com – US$ 10.000,- (ca. EUR 7.575,-)

Weitere Domain-Preise finden Sie unter:
> http://www.domain-spiegel.de

Quelle: dnjournal.com, sedo.de, eigene Recherche

Frankfurt – Tagesseminar zum Internetauftritt

Am 09. Februar 2007 findet in Frankfurt ein Grundlagenseminar mit dem Titel „Der rechtssichere Geschäftsauftritt im Internet“ statt. Veranstalter ist das Forum Institut in Heidelberg. Referenten sind die Berliner Rechtsanwälte Dr. Stefan Haupt und Ronald Schmidt.

Das Seminar vermittelt als „Chrashkurs“ Rechtsgrundlagen und Tipps für den geschäftlichen Internetauftritt. Besprochen werden das Urheberrecht, Kennzeichenrecht, Persönlichkeitsrecht, Wettbewerbsrecht und das allgemeine Zivilrecht. Angesprochen werden Mitarbeiter von Unternehmen, die sich im Internet präsentieren, Mitarbeiter von Werbeagenturen und Internetprovidern sowie Rechts- und Patentanwälte.

Das Seminar findet am 09. Februar 2007 von 09.00 bis 17.00 Uhr im nh Hotel Frankfurt-City in der Vilbelerstraße 2 in Frankfurt statt. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt, die Gebühr beträgt EUR 750,- (+ gesetzliche MwSt.); darin enthalten sind eine ausführliche Dokumentation, Erfrischungen und Mittagessen.

Einen Flyer mit weiteren Informationen finden Sie unter:
> http://www.forum-institut.de/pdf/0702121.pdf

Quelle: RA Haupt, eigene Recherche

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