Neue TLDs

ICANN-Zeitplan gerät ins Stocken

Die Pläne der Internet-Verwaltung ICANN zur Einführung neuer Top Level Domains geraten ins Stocken: nach Veröffentlichung des zweiten Entwurfs des „Applicant Guidebook“ wird die nächste Einführungsrunde frühestens im Dezember 2009 starten.

Wie angekündigt hat ICANN wenige Tage vor dem am 1. März 2009 beginnenden Meeting in Mexiko eine überarbeitete Entwurfsfassung des Bewerberhandbuchs veröffentlicht. Sie berücksichtigt zahlreiche Vorschläge, Kritiken und Anregungen, die von der Öffentlichkeit und Expertenseite an ICANN herangetragen wurden. Schon jetzt ist jedoch klar, dass es mindestens eine weitere Entwurfsfassung geben wird; so teilt ICANN mit, dass ausgewählte Bereiche im Bewerberhandbuch unverändert geblieben sind, da sie weiterer Untersuchung und Diskussion bedürfen, um sie in künftigen Entwürfen zu berücksichtigen. Diese Ankündigung sorgte prompt für Meldungen, dass der bisherige Fahrplan – der die Einführung neuer TLDs ab dem dritten Quartal 2009 vorsah – nicht mehr gehalten werden kann. Auch wenn eine offizielle Ankündigung aussteht, spricht ICANN in einer Begleitanalyse zum überarbeiteten Bewerberhandbuch davon, dass der bisherige Zeitplan überdacht wird, so dass ein Start der nächsten Einführungsrunde vor Dezember 2009 unwahrscheinlich erscheint. Ähnliches meldet auch Stephane van Gelder vom Registrar INDOM, der aufgrund der Verzögerung beim Bewerberhandbuch davon ausgeht, dass es frühestens im vierten Quartal 2009, möglicherweise aber auch erst 2010 losgeht. Dagegen hält ICANN-Direktorin Karla Valente an einem Starttermin im Jahr 2009 fest, auch wenn sie wegen einiger „überspannender Themen“ Verzögerungen nicht ausschliessen will.

Und Ursachen für Verzögerungen gibt es reichlich, blickt man nur einmal auf die bisher von ICANN vorgenommenen Veränderungen am Applicant Guidebook. So erhöht ICANN die Druck- und Sanktionsmöglichkeiten für Fälle, in denen Registries ihren Verpflichtungen nicht nachkommen; in diesen Fällen soll ein Schiedsgericht auf Schadensersatz erkennen können. Die jährliche Registry-Gebühr soll von US$ 75.000,– auf US$ 50.000,– sinken, die Bewerbergebühr bleibt jedoch überraschend bei US$ 185.000,–. Geographische Bezeichnungen erhalten durch einen Zusatz verbesserten Schutz. In Streitfällen zwischen verschiedenen Bewerbern um die selbe Zeichenkette soll am Ende eine Auktion entscheiden, wobei die Erlöse an die Community zurückfliessen sollen. Daneben will ICANN neue Studien einholen, die sich mit dem Bedarf an neuen TLDs beschäftigen. Weitere Studien, die sich mit dem Einfluss von IPv6, IDNs und neue TLDs auf die Sicherheit und Stabilität befassen, aber auch solche für mehr Markenschutz sind angekündigt, wobei ICANN für letztere die Veranstaltung eigener Konferenzen abhalten will.

Anlass zur weiteren öffentlichen Diskussion bietet sich bereits in wenigen Tagen in Mexiko. Aktuell spricht jedoch vieles dafür, dass frühestens beim Sydney-Meeting im Juni 2009 die Endfassung des Bewerberhandbuchs und damit der zentrale Baustein im Einführungsprozess vorliegt.

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