Domain-Kiting

ICANN plant Gegenschritte

Das von Bob Parsons, Gründer des US-Registrars GoDaddy, als so genanntes „Domain-Kiting“ bezeichnete Kurzzeit-Registrieren von Domain-Namen entwickelt sich zum Millionen-Phänomen: nach Informationen von heise.de wurden in den vergangenen sieben Monaten von 205 Millionen .com-Domains 197 Millionen kurzfristig wieder gelöscht.

Domain-Kiting – mit diesem Ausdruck bezeichnete Parsons vor wenigen Wochen ein neues Phänomen, bei dem (vorrangig von Domain-Registraren) millionenfach Domain-Namen registriert werden, um sie schon nach wenigen Tagen wieder abzustoßen. Die Registrare nutzen dabei die kurze Zeit von fünf Tagen, Domains „antesten“ zu können, bevor nach den Vergaberegeln Gebühren fällig werden. In diesen wenigen Tagen platzieren sie unter der Domain einfache Suchmaschinenseiten mit weiterführenden und von Werbepartnern bezahlten Links. Durch die Masse an Domains und angeklickten Links oder Anzeigen sammeln sich auf diese Weise Millionen-Beträge mit denkbar geringem Aufwand an. Internetnutzer reagieren dagegen oft empört, wenn eine Domain erst frei, wenig später aber vergeben ist, um wiederum nur kurz darauf wieder registriert werden zu können.

Auch aus juristischer Sicht gestaltet sich Domain-Kiting zusehends problematisch. Denn selbst im Fall von offensichtlichem Grabbing reicht die Zeit der Aufrechterhaltung der Registrierung kaum aus, um rechtlich reagieren zu können, von der üblichen Dauer ordentlicher Gerichtsverfahren ganz abgesehen. Für Phisher ergeben sich ebenfalls völlig neue Möglichkeiten. Dabei steckt hinter dem Mechanismus eigentlich ein hehres Ziel: Ursprünglich war die 5-Tagesfrist zum Schutz der Registare gedacht, um sie im Fall einer unbeabsichtigten Anmeldung von Domains beispielsweise in Vertipperfällen vor den damit verbundenen Kosten zu schützen.

Anlässlich eines Workshops beim ICANN-Meeting in Sao Paulo besprachen Registrare nun erstmals, wie man dieser Unsitte Einhalt gebieten könnte. Diskutiert wird unter anderem, Gebühren für das Schließen einer Domain zu verlangen; PIR praktiziert dies im Fall von .org mit einer Gebühr von US$ 0,05. Sinnvoll erscheint es jedoch auch, die Frist von fünf Tagen drastisch zu kürzen. Konkrete Regelungen blieben die ICANN-Offiziellen in Sao Paulo jedoch vorerst schuldig, so dass mit einer Lösung frühestens Mitte 2007 zu rechnen ist.

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