bad domains

Spamhaus versucht eine neue Transparenz zu nTLD-Missbrauch

Das »Spamhaus Project« hat die Liste der zehn am meisten missbrauchten Top Level Domains überarbeitet: statt Prozentzahlen veröffentlicht man ab sofort absolute Zahlen. Doch die werfen neue Fragen auf.

Die in London gegründete und mittlerweile auch in Genf ansässige Organisation, die sich seit dem Jahr 1998 der Bekämpfung von Spam verschrieben hat und hierzu weltweit verwendete »antispam lists« veröffentlicht, sorgte im März 2016 erstmals für Unruhe im Lager der nTLDs. Man hatte ermittelt, dass .download einen Anteil von 75,9 Prozent schlechter Domains aufweist. Auf den Plätzen folgten .review (74,4 Prozent), .diet (73,9 Prozent), .click (72,5 Prozent) sowie .work (64,7 Prozent). Sogar die Städte-Domain .tokyo war zu über 50 Prozent von schlechten Domains durchdrungen. Bis heute bleibt diese Liste vergleichsweise stabil; nach wie vor führt .download mit 82,6 Prozent vor .work mit 73,9 Prozent und .uno mit 71,2 Prozent. Bei den Top 10 findet sich danach keine nTLD, die nicht mindestens 50 Prozent an „bad domains“ aufweist. Diese Liste veröffentlicht Spamhaus tagesaktuell und kostenlos im Internet.

Was genau Spamhaus unter „bad domains“ versteht, blieb jedoch offen. In jedem Fall erfasst wurde eine Domain mit nTLD, wenn sie in Spam auftaucht oder zu Malware-Zwecken eingesetzt wurde. Außerdem setzt Spamhaus zur Ermittlung seiner Quote alle »domains seen« ins Verhältnis zu diesen »bad domains«, wobei öffentlich nur die Quote genannt wurde. Diese Praxis hat man nun geändert und gibt sowohl die »domains seen« als auch die »bad domains« an und errechnet daraus den »badness index«. Allerdings sorgt diese Maßnahme nur scheinbar für mehr Transparenz: Am 21. Mai 2016 hat Spamhaus zum Beispiel für .download 13.676 »domains seen« ermittelt; die weltweit anerkannte Statistikseite ntldstats.com listet jedoch am gleichen Tag 70.741 registrierte .download-Domains. Bei gleichzeitig von Spamhaus gelisteten 11.290 »bad domains« ergäbe sich demnach eine Quote von lediglich 15,9 Prozent statt 87,3 Prozent. Grund hierfür dürfte sein, dass Spamhaus nicht alle registrierten Domain-Namen unter einer nTLD auswertet, sondern einen statistisch relevanten Ausschnitt von rund 20 Prozent betrachtet. Dass die Zahlen von Spamhaus hinterfragt werden müssen, ergibt sich zudem daraus, dass laut ntldstats.com rund 45 Prozent aller unter .download registrierten Domains geparkt sind; bei Spamhaus werden sie allerdings nicht als »domains seen« gewertet, obwohl sie aktiv und sichtbar sind.

Vergleichsweise gesichert, aber wenig überraschend ist die Erkenntnis, dass mit sinkenden Gebühren für eine Domain der Anteil zu Spam genutzter Adressen steigt. Das ist jedoch kein Phänomen, das nur für nTLDs gilt; Tokelau etwa vergibt schon seit Jahren .tk-Domains gratis und wird deshalb als sicherer Hafen sowohl für Spammer und Phisher gegeisselt. Dennoch müssen sich auch nTLD-Betreiber die Frage stellen, ob selbst ein Anteil von 20 Prozent schlechter Domains nicht deutlich überhöht ist und auf Dauer nicht nur dem Image einzelner Endungen, sondern allen nTLDs schadet.

  1. Bachsau

    Domains die nur zum Weiterverkauft geparkt werden ohne vorher genutzt worden zu sein, kann man imho auch als bad domains markieren.

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