Keine Krise ohne Krisenmanagement: der Skandal um manipulierte Abgaswerte bei der Volkswagen AG hat auch im Cyberspace Spuren hinterlassen. Doch die Wolfsburger steuern bereits kräftig entgegen – unter anderem mit zahlreichen eigenen Domains.
»Vereinigte Staaten ermitteln gegen VW« titelt die Frankfurter Allgemeine Zeitung, »Die Welt gegen Volkswagen« vermeldet der Spiegel und »VW-Skandal: NRW-Justizminister will Entschädigungen auch in Deutschland« schreibt die Zeit – der Automobilhersteller aus der Metropole Wolfsburg hatte schon bessere Presse als in den vergangenen Tagen. Doch Volkswagen legt die Hände nicht in den Schoß, sondern steuert aktiv dagegen. Darauf deuten zumindest zahlreiche Domain-Registrierungen hin, die der Konzern in den vergangenen Tagen vorgenommen hat. Dazu zählen unter anderem:
vwblows.com
vwdieselblows.com
vwdieselreall.com
vwdieselsucks.com
vwtdiblows.com
vwtdisucks.com
volkswagendieselinfo.com
volkswagenemissioninfo.com
volkswagenusainfo.com
vwdieselinfo.com
vwemissioninfo.com
vwusainfo.com
Beim Aufruf der Domains erscheint die Webseite »Volkswagen Diesel Information« mit einer in englischer Sprache gehaltenen Videobotschaft von Michael Horn, President und CEO der Volkswagen Group of America. Darin teilt er mit, dass man an einer Lösung des Emissionsproblems arbeite, alle betroffenen 2.0L 4-Zylinder TDI-Modelle fahrtüchtig seien und man alles tue, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Ergänzend gibt es einen FAQ-Bereich, persönliche Erklärungen von Unternehmensvertretern wie des Aufsichtsrates und des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Dr. Martin Winterkorn, sowie eine Kontaktadresse mit eMail-Adresse, Telefonnummer und Chat für weitere Fragen.
Doch nicht nur Volkswagen selbst, auch zahlreiche Dritte sprangen auf den Zug auf. So wurden im Zeitraum 20. bis 27. September 2015 insgesamt 176 .com-Domains registriert, die den markenrechtlich geschützten Begriff „Volkswagen“ enthalten. Die Registrierung verlief dabei laut VeriSign in einer Welle:
20. September 2015: | 0 Registrierungen |
21. September 2015: | 0 Registrierungen |
22. September 2015: | 10 Registrierungen |
23. September 2015: | 28 Registrierungen |
24. September 2015: | 39 Registrierungen |
25. September 2015: | 66 Registrierungen |
26. September 2015: | 38 Registrierungen |
27. September 2015: | 5 Registrierungen |
Zu den registrierten Adressen gehörten unter anderem:
volkswagen-diesel-claims.com
fraude-volkswagen.com
volkswagendiesellawyers.com
volkswagenlaw.com
volkswagenrecall.com
lawsuitvolkswagen.com
volkswagenscandals.com
volkswagenattorney.com
volkswagensuit.com
volkswagen-litigation.com
volkswagenlawyers.com
Berichte, wonach die Rechtsanwaltskammern bereits an der Einführung eines Fachanwaltstitels »Volkswagenrecht« oder »Dieselrecht« arbeiten, dürften allerdings über Gerüchte nicht hinausgehen. Im Übrigen sei dringend davor gewarnt, Volkswagen-Domains unüberlegt anzumelden. Die Volkswagen AG geht bereits seit Jahren aktiv gegen Rechtsverletzungen durch Domain-Namen vor, nicht zuletzt durch Einleitung von UDRP-Verfahren. Aktuell sind unter anderem Verfahren gegen volkswagen.vlaanderen, volkswagen.xyz, volkswagen.space und volkswagen.sale anhängig.
Wie man es in Sachen Domains besser nicht macht, zeigt derweil der Sportartikelhersteller Adidas. Ende September präsentierte man mit »Sport Infinity« eine laut Pressemitteilung revolutionäre Technologie, durch die Sportartikel in Zukunft restlos recycelt und zu neuen Modellen verarbeitet werden können. Allerdings hat man darauf verzichtet, sich die nahe liegende Domain sportinfinity.com zu sichern. Sie ist zwar bereits registriert, stand bei GoDaddy aber zum Preis von US$ 1.999,– zum Verkauf – angesichts üblicher Werbeetats für globale Kampagnen also ein Schnäppchen. Auch wenn es sich derzeit nur um ein von der Europäischen Kommission finanziertes Forschungsprojekt handelt: die richtige Domain gehört nicht nur in Krisenzeiten zum richtigen Marketing.